Es sind inzwischen doch schon mehrere hundert Jäger, mit denen ich bei telefonischen Nach­bestellungen oder auch bei Gesprächen in meinem Haus ausgiebig über die Lockjagd fachsimpeln konnte. Kaum einer dieser Jäger war mit der Wirkung seiner Luderschächte zufrieden. In der Regel ist es so, dass zu diesem Zweck Ton oder Betonrohre senkrecht eingelassen werden. Durch den Zersetzungsprozess und einfallendes Regenwasser bildet sich aber alsbald auf der Sohle dieses Schachtes eine Fettschicht, das einregnende Was­ser kann nicht abziehen und so kommt es innerhalb der Röhre zu einem Wasserstau. In der Regel bildet sich eine weitere Fettschicht oberhalb des Luder oder auf dem stehenden Wasser. Durch diese Isolierung und Abdichtung ist die erhoffte Witterungsausströmung nicht mehr gegeben. Unter solchen Voraussetzungen kommt es naturgegeben innerhalb der Röhre zu einem Verfaulungsprozess und mit diesem elenden Gestank ist kein Wild zu locken. Um Wild in dieser Art zu locken, muss Luder einen Verwesungsprozess durch­machen. Wer Luderschächte anlegt sollte zumindest darauf achten, dass die Röhre auf grobem drainageartigem Schotter steht, damit sich kein Wasserstau bilden kann. Aber noch besser ist es, wenn Sie sich damit überhaupt nicht befassen, sondern auf Althergebrachtes zurückgreifen, mit dem Lockjäger und Fischer (wegen der Madenbildung) schon Jahrhunderte lang wie folgt waidwerken. Gefäße, in heutiger Zeit am besten Plastik­eimer, werden rundum ca. 30mal durchbohrt. Noch einfacher ist es, wenn Sie mit einem heißen Eisen die Löcher einbrennen. Lochmaß mindestens 1 cm. Diese so vorbereiteten Eimer werden mit Luder gefüllt und beliebig hoch über Bodenniveau aufgehängt. Es ist nur allzu natürlich, dass die Duftausströmung immens stärker ist. Damit der Schmeißfliegen­ Einfall nicht zu stark wird, sollte der gefüllte Eimer mit Gras, Heu oder ähnlichem obenauf abgedeckt werden.



Bitte bedenken Sie auch, dass diese Ludereimer problemlos transportabel sind und inner­halb der Jagdzeit an den verschiedensten Ständen angebracht werden können. Irgend­wann nach vielen Monaten, gegebenenfalls nach einem Jahr (dies ist temperaturbedingt), bleibt dann für den menschlichen Geruchssinn an diesen Ludereimern weniger wahrzuneh­men und dennoch bleibt diese restliche Substanz äußerst wirksam. In der Nähe dieser Lockstellen wird die noch vorhandene Masse breitwürfig auf den Erdboden verteilt und mit auffallender Regelmäßigkeit kommt der Fuchs, um sich hier zu wälzen, bzw. suhlen besonders gerne die Sauen hier drin. Selbst wenn für Menschen an diesen Stellen absolut nichts mehr erkennbar und wahrzunehmen ist, irgendwie bleibt diese Stelle für Wild fast immer beliebt.



Weil erfahrungsgemäß viel zu wenig beachtet, möchte ich mich zu Ihrem Wohlgelingen noch einmal mit folgendem Hinweis aus meinem Prospekt „orig. russisches Raubwild­lockmittel“, dass Sie ausbringen sollten, wenn sie über einen großen Radius locken wollen, wiederholen. Ebenso sollte diese Anregung beachtet werden, bei allen Wildlockmitteln, die nicht selbst vom Wild aufgenommen werden, sondern aufgrund ihrer Witterung das Wild anlocken und anziehen.



Ein guter Speiseduft oder sonstige Reizung kann uns Menschen, wenn dabei für uns nichts abfällt, höchstens zweimal vergeblich locken. Nach dem Abbaumen oder während Ihrer Abwesenheit wirkt das Lockmittel natürlich weiter und lockt das Wild, das noch nicht zur Strecke kam. Findet dieses Wild nach dem dritten bis vierten Anlauf an dieser Lockstelle die aufgrund der Witterung zu erwartenden Brocken nicht, so sinkt verständlicherweise das Interesse an diesem Platz. Es ist jedoch völlig ausreichend, wenn nur gelegentlich einmal Brocken vorgefunden wurden. Auch ist es ausreichend, wenn das Wild erkennt, dass hier Brocken waren, die schon aufgenommen wurden. Letzteres führt sogar dazu, dass Wild diese Plätze dann zeitiger aufsucht, um Erster zu sein. Wird das Wild im Laufe der Zeit dann fest, kann Lockmittel deutlich sparsamer ausgebracht werden, um es dann in der Hauptjagdzeit wieder verstärkt auszubringen. Schnellstens hat sich alles Wild eingeprägt, dass dort, wo diese oder jene Witterung ausströmt, in der Regel auch gute Brocken zu finden sind. Über bestens geeignete Brocken und Leckerbissen für Schalen­wild, sowie über das Anlegen von Wildkräuterparzellen habe ich Sie ausreichend infor­miert. Wo gute Äsung ist, da bleibt auch das Wild. Für Raubwild haben sich folgende Köder unter Raubwildjägern als die besten herauskri­stallisiert. Köder allein ausgebracht, ergeben in der Regel keine weitreichende Witterung.



Waschbär:

Eier ‑ Obst ‑ Bananen ‑ Dörrpflaumen ‑ Feigen ‑ Maiskolben ‑ Reste von Dosenfutter - Rosinen ‑ Fisch ‑ Rauchfisch ‑ Datteln ‑ Honig

Fuchs:        

Eier ‑ Wildreste aller Art - Räucherfisch ‑ Geflügelreste ‑ Hundefutter aus Dosen - Grillreste spez. Geflügel

Marder:     

Eier ‑ Wildreste aller Art ‑ reife Früchte ‑ Dörrobst ‑ Schlehen ‑ Kirschen – ­  Feigen ‑ Datteln

Dachs:       

Eier ‑ Dörrobst aller Art ‑ Waldfrüchte ‑ Hafer ‑ frisches Obst spez. Pflau­men - Datteln – Feigen - Honig        

Wiesel:      

Eier ‑ Frischfisch ‑ Hühnerfleisch ‑ Wildgeflügel

 

Mitunter wird es nicht ausbleiben, dass gelocktes Raubwild einmal gefehlt oder auch spe­ziell bei der Fallenjagd verprellt wird. Es ist dann nur allzu natürlich, dass diese Stücke für längere Zeit nicht mehr auf Lockmittel reagieren, das mit unliebsamem Geschehen in Verbindung steht. Der erfahrene und passionierte Raubwildjäger wird nach solchen Vor­kommnissen spontan für dieses Raubwild ein Lockmittel ausbringen, das völlig von dem zuerst ausgebrachtem abweicht. Aber auch wenn das von mir bezogene Raubwild‑Lock­mittel einmal nicht greifbar sein sollte, werden Sie zumindest im engeren Lockbereich mit wie folgt herzustellenden Lockmitteln zufriedenstellende Ergebnisse erzielen.



Für Marder, mit geringen Abstrichen auch für Dachs und Waschbär bestens geeignet:

Dörrpflaumen ungeschwefelt, ganze Ebereschen, ganze Hagebutten, Anissamen ‑ mög­lichst geschrotet, flüssiger Honig, alles zu gleichen Teilen, wird stark angereichert mit mehreren Tropfen Anisöl, gut vermengt und verschlossen angesetzt und aufbewahrt. Die Duftnote Anisöl sollte dominieren. Der Ansatz kann schon unmittelbar nach Fertigung ausgebracht werden. Pro Lockstelle legt man ca. einen Esslöffel voll auf eine Steinplatte oder ein Stück Rinde bzw. direkt in die Kastenfalle, daneben wird gegebenenfalls Köder gelegt. Für Marder halte ich Eier und Dörrpflaumen am besten.  



Eine weitere Möglichkeit: 50% Lebkuchengewürz, 25% Anissamen gemahlen, 12,5% Hagebutten geschrotet und rund 12,5% Ebereschen geschrotet ‑ gut vermengt ist auch dieses Lockmittel wie vor auszubringen und aufzubewahren. Alle erwähnten Zutaten sind in jeder Apotheke erhältlich, bei evtl. fachlichen Fragen erbitten Sie die beste Qualität. Durch Fallen oder sonstig verprellte Füchse sind in der Regel alt und somit stark, folglich wird ein zusätzlicher Einsatz immer lohnend sein. Über viele Jahrhunderte bewährte sich in der Ukraine folgende Art, um Füchse auf den Punkt genau zu zielen:  

Schafsfett wird zu Schmalz ausgelesen, dazu gibt man Honig und pulversierten Bocks­hornkleesamen (aus der Apotheke) und zwar alles zu gleichen Teilen. Das fertig gestellte Lockmittel ist über die gesamte Jagdsaison haltbar. Im Notfall kann auch Schweineschmalz verarbeitet werden. Mit dieser Masse werden Schleppen gezogen. Auch ist es gut, hiermit die Schuhe zu be­streichen und durchs Revier zu gehen. Ihren eigenen Einfällen sind hier keine Grenzen gesetzt. Sobald der Fuchs auf diese Fährte kommt, wird er dieser folgen. 



Wer diese Vorarbeiten scheut, kann folgendes machen: Vom Herbst bis Frühjahr erhält man in Supermärkten Salzheringe meistens für wenige Euro. So ein Herings-Eimer sollte überall dort griffbereit stehen, wo man Füchse und Sauen jagen will. Die Salzheringslake wird mit pulverisiertem Bockshornkleesamen breiartig angedickt und ge­nau wie vor als Schleppe ausgebracht. Unterwegs sollten immer wieder kleinere Stücke Salzheringe ausgeworfen werden, aber noch besser eignen sich hierfür kleine Stücke vom Bückling.

 

Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil



Ewald Pretzlaw